Das Universum gibt und nimmt.

Irgendeinen Grund muss es geben, was mich nun schon zum dritten Mal herkommen lässt. Ich kenne ihn nur nicht und zweifle am Sinn.

Zuerst musste ich mich mit diesen Waldbränden auseinander setzen, bzw. das Beste draus machen, also an der Küste laufen, durch, wie bereits beschrieben, Hafenanlagen, Gewerbegebiete, verlassene Feriensiedlungen. Ich war nicht begeistert von den Unterkünften, auch nicht vom Essen (getrockneter Kabeljau ist die portugiesische Spezialität und ist nicht gut!). Die vielbeschriebene Freundlichkeit der Portugiesen war auch nur spärlich vorhanden, leider.

Dann hat sich langsam der Flow eingestellt, angekommen in Spanien, alles ein bisschen vertrauter und ich war sehr zuversichtlich. Bis vorgestern. Die rechte Hüfte schmerzt. Es wird immer schlimmer, ich laufe unter Schmerzen auch mit Schmerzmitteln. Schlaflose Nächte trotz Ibuprofen und Voltaren.

Ich habe noch ca. 80 km bis Santiago, eigentlich gut zu schaffen in ein paar Tagen.

Beim Loslaufen heute früh ging es ein paar hundert Höhenmeter bergauf, was überraschend gut war. Ich konnte es sogar ein wenig genießen, immer wieder schöne Aussichten zu haben.

Wo man rauf geht, muss man wieder runter und das war dann kein Genuss mehr. Die ganze rechte Beinseite schwächelt, jeder Schritt schmerzt. Das Laufen strengt mich so an, dass ich nach 7 km fix und fertig bin.

Beim ersten Jakobsweg habe ich mich schwer erkältet. Beim zweiten den Fuß gebrochen. Jedesmal konnte ich mir irgendwie selbst helfen und habe weitergemacht.

Jetzt, mit den Hüftproblemen, bin ich am Ende meiner Kraft, meines Mutes, meiner Zuversicht angekommen und ich gebe auf.

Ich habe meine nächsten Übernachtungen bereits gebucht und bezahlt. Zu dem Ganzen hier kommt nämlich, dass ganze Pilgerscharen unterwegs sind, die Herbergen und Pensionen sind völlig überfüllt.

Letzte Nacht habe ich mit 4 anderen in einer Garage auf einem Notbett geschlafen. Wenn ich also wirklich abbreche im Sinn von abreise, werde ich nichts erstattet bekommen. Also hangele ich mich von Ort zu Ort per Taxi oder Bus weiter. Vor mir liegen ein paar wirklich schöne Städte, die ich in aller Ruhe anschauen kann,

Das Universum hat mir zum dritten Mal ermöglicht, einen Jakobsweg zu gehen.

Jedesmal habe ich mich durchgebissen, weitergemacht. Vielleicht ist jetzt die Zeit gekommen, loszulassen. Wirklich auf den Körper hören.

Nichts mehr wollen, wünschen, erwarten, beweisen.

Loslassen.

Ich gebe auf, unter Tränen. Die Tränen werden versiegen, die Schmerzen vergehen. Vielleicht werde ich dann verstehen, was da Universum mir diesmal gibt.