Ich beschreibe mal einen Tag in meinem neuen Rhythmus, in den ich so langsam komme:
Ich wache gegen 7 Uhr auf, mache mich fertig. Die Handgriffe, um den Rucksack zu packen, sitzen. Strümpfe an (das wichtigste, es dürfen kein Falten drin sein), Schuhe an, Rucksack auf, Stöcke nehmen und los geht es um 7.30. Heute musste es auch die Stirnlampe sein, weil mir ein Abstieg in der Dämmerung bevorstand, da wollte ich gute Sicht auf das Steilstück haben.
Wenn auf dem Weg eine Bar liegt, trinke gerne schnell einen Café con leche, wenn nicht, dann nicht.
Und so fange ich an zu laufen… ich laufe und laufe. Ich will spätestens alle 5 km eine Trinkpause machen, damit der Wasserhaushalt passt. Gegen 11 esse ich dann Obst und einen Proteinriegel, zu dem Zeitpunkt sind auch schon 1,5-2l Wasser in mir drin.
Dann ist’s Zeit für Sonnencreme und Weitergehen. Es geht immer schön bergauf – bergab. Manchmal treffe ich andere Pilger, es wird gequatscht, auch mal ein Stück zusammen gegangen.
Es gibt das „Camino-Radio“. Da wird von anderen Pilgern erzählt, die man getroffen hat oder trifft jemanden, von dem man schon gehört hat. So erfährt man dann, welche Herbergen geschlossen sind (eigentlich alle), welche Wege man meiden sollte und so dies und das, wie es jedem so geht, wer wie lange unterwegs ist, was die Knie und die Blasen machen und überhaupt alles Wichtige…
Je nachdem, wie lange die Tour ist, bin ich am frühen Nachmittag am Ziel, dann gibt es Mittagessen. Am besten so eines:
Ich suche die Unterkunft auf, dann wird geduscht, Wäsche gewaschen, alles für den nächsten Tag vorbereitet. Es ist Zeit für Entspannung: Spazieren gehen, den Ort erkunden, Wasser und Verpflegung kaufen, am Strand sitzen und lesen und, gaaaanz wichtig: die Tour und die Unterkunft für den nächsten Tag planen!
Nichts ist schlimmer für mich als nicht zu wissen, wo ich am nächsten Tag mein Bett finde. Und da alle offiziellen Herbergen geschlossen haben, bleiben nur die privaten, die sind aber restlos überbucht und die Hotels. Hab ich nix dagegen, weil ich wenigstens alleine schlafen kann. Ist halt teurer…
Aber ab Laredo (wo ich übermorgen bin) machen die Herbergen auf. Sagt das CaminoRadio. Was genaues weiß aber keiner.
So, und dann ist schon wieder Abend, Zeit für einen kleinen Snack, bestehend aus Käse, Tomaten oder irgendwas anderes Kleines und schon ruft das Bett!
Mit der Illusion und gleichzeitigen Gewissheit, dass die Welt in Ordnung ist, senken sich meine Augenlider. Hasta manana!