Heute, Santander, es ist mein Ruhe- und Sightseeing-Tag und mein letzter Aufenthalt an der Küste. Ich hätte mir keinen schöneren Ort aussuchen können. Mein Zimmer bietet mir einen wunderbaren Blick über die Bucht, ich sehe Yachten, Segelschiffe, Fähren. Die Menschen sind entspannt, flanieren (schönes, altes Wort, oder?), reden, trinken und essen. Es ist Leben in der Stadt und ich genieße es!
So genieße ich ich mein Frühstück in einem Straßencafé heute um 10.30. Dies sind meine Beobachtungen:
Ein leger, in hellen Farben gekleideter älterer Herr setzt sich ins Café und trinkt lässig einen Weißwein (10.30!). Schwätzt mit dem Kellner, er scheint bekannt zu sein. Vielleicht wohnt er in der Gegend…
Hin und wieder begrüßt er Passanten, die vorbeiflanieren.
Nach einer Weile legt er ein paar Euro auf den Tisch, ruft dem Kellner ein paar Worte zu und macht sich auf zum Gehen.
Er ist noch dabei, sein Hemd glatt zu streichen und seinen Mundschutz aufzusetzen, als 2 weitere Herren vorbeigehen. Es wird sich begrüsst, man kennt sich offenbar.
Nach einigen Minuten des Palaverns wird beschlossen, man könne sich auch setzen und was trinken beim Reden. So wird es gemacht und der Kellner bringt eine Runde Wein.
Es ist 10.50, ich bestelle mir noch einen Kaffee.
Immer mehr Leute kommen ins Café, manche trinken Kaffee, die meisten bestellen sich Wein oder irgendeinen Aperitif auf Eis.
Die Männerrunde hat fast ausgetrunken, der Kellner wird gerufen und der erscheint mit der Weinflasche und schenkt nach.
Die Frauen treffen ein! Eine nach der anderen setzt sich mit dazu, die eine kommt offensichtlich grade vom Friseur, denn sie wird ausgiebig bewundert. Sie sind übrigens alle makellos gekleidet und frisiert. Alles passt: die Schuhe, die Handtasche, der Schmuck, sogar der Mundschutz ist farblich abgestimmt. Darauf erstmal einen Aperitif für die Damen.
Mir wird vom Zusehen (und Lauschen) ganz schwindelig und und mache erstmal meine Dinge, die auf dem Plan stehen. Ich sehe mir die Altstadt an, die Kathedrale, gucke in die Schaufenster und kaufe mir ein Busticket.
Es ist 14.30, als ich zur Hafenpromenade zurück gehe und selbst ein wenig flaniere…
In einem Stehcafe direkt an der Bootsanlegestelle sehe ich meinen älteren Herrn wieder. Sein Jacket hat er abgelegt, er steht an einem Tisch mit ein paar anderen Herren (nicht die vom Vormittag) und quatscht, was das Zeug hält. Vor ihm, was sonst, ein Glas Weißwein.
Ich frage mich, was er in den letzten Stunden wohl gemacht hat, weiter als 500 Meter ist er nicht gekommen. Wahrscheinlich hat er Wein getrunken und mit Leuten gequatscht. Warum auch nicht, es ist schönes Wetter…
Ich bestelle mir ein Glas Weißwein und stelle mir vor, wie schön es sein muss, ein spanischer Rentner zu sein.