Die Meseta ist ein Landstrich zwischen Burgos und Leon in Nordspanien und eine Hochebene auf ca. 900m.
Wer den Jakobsweg geht, muss einige Tage lang hier durch, ca. 150 km.
Man sagt das erste Drittel des Camino ist der körperliche Teil. Die Füße und Beine müssen sich ans Laufen gewöhnen, der Rücken an den Rucksack. Der ganze Körper muss sich an die Belastung anpassen. Wer das geschafft hat, hat gute Chancen, den ganzen Weg zu meistern.
Das zweite Drittel ist der mentale Teil. Der Kopf ist gefordert. Immer wieder positiv denken, nach vorne denken, nicht aufgeben, sich immer wieder motivieren, aushalten.
Nachdem Körper und Kopf „erledigt“ sind, kommt das letzte Drittel, der spirituelle Teil. Das Herz öffnet sich und wenn alles passt, wird der Sinn des Camino erfüllt. Was auch immer dieser ist.
Die Meseta ist die perfekte Landschaft, um das zweite Drittel zu erleben, um sich mental zu fordern.
Wege wie mit dem Lineal gezogen. Keine Kurve. Keine Hügel. Soweit das Auge reicht. Wer kurz vor Sonnenaufgang losgeht, erblickt hinter sich am Horizont eine schnurgerade rote Linie, die den Übergang zwischen Erde und Himmel zeigt. Wenn es hell ist, wölbt sich der Himmel von einem Horizont zum anderen ohne Unterbrechung. Der längste Streckenabschnitt hat 18 km. Die Sonne brennt. Es gibt keinen Schatten, keine Wasserstelle, es gibt einfach nichts.
In dieser Umgebung kann sich das Auge an nichts festhalten, kein Gedanke über das Außen kann sich festigen. Also geht man ins Innen. Denkt man in den ersten Stunden noch über dieses und jenes nach, verlieren sich die Gedanken in der Endlosigkeit der Meseta. Der Geist wird ganz ruhig. Die Schritte sind rhythmisch wie der Atem und auf einmal ist da nur noch Ruhe.
Oder es kommt Unruhe auf. Die Meseta fordert einen heraus und zwingt uns dazu, ins Innen zu gehen, was nicht immer schön und ruhig ist. Geduld ist gefragt, Ausdauer, Durchhalten, Festhalten und Loslassen. Jetzt wird auch mal der Frust abgelassen, ins Nichts gebrüllt, gestampft und geschimpft.
Manch Pilger liebt es, mancher hasst es.
Manch einer genießt das lockere Gehen, mancher holt sich neue Blasen, weil das Gehen einseitig ist.
Manch einer zieht durch, mancher bleibt alle 2 km stehen.
Die Meseta verlangt einem alles ab und gibt so viel zurück.
Ich finde es toll! Ich wünschte, der ganze Camino wäre genau so. Dann könnte ich ausprobieren, wie lange ich diese Weite aushalte…