Ich gehe mal einige Zeit zurück. Was hat mich eigentlich bewogen, diesen Weg zu beginnen?
Schon seit mehr als 20 Jahren, seitdem ich das Buch von Paulo Coelho „Auf dem Jakobsweg“ gelesen habe, bin ich von diesem Weg fasziniert und will ihn gehen. Aber die Zeit war nicht reif dafür.
Ein paar Jahre später ging Hape Kerkeling den Camino, schrieb ein Buch, der Camino wurde in Deutschland sehr populär…
2017 plante ich schließlich meinen Camino. Die Kinder waren groß genug, einige Wochen ohne Mama auszukommen, der Mann war einverstanden und somit war die Zeit reif… . Ich steckte mitten in den Planungen, als ich entschied, lieber eine entspannte Ayurvedakur auf Sri Lanka zu machen, als mich zu quälen.
Dann kam die COVID-19 Pandemie. Ich verlor meinen Job, konnte meine Praxis nur online betreiben.
2021 startete schwierig, ich musste erst mal wieder meine Balance finden.
Liebe Menschen in meinem Umfeld haben unfassbares Leid erfahren. Eine lebensbedrohliche Diagnose, noch eine, ein Todesfall, Krankheit, Sorgen, Trauer, Überforderung waren um mich herum.
Meine Kinder sind ausgezogen und starten nun ihren Anfang in ein erwachsenes Leben.
Jetzt war die Zeit reif! Ich fühlte mich innerlich frei, diese Herausforderung anzugehen. Warum warten? Wer weiß, was in 6 Monaten oder in einem Jahr oder in fünf Jahren ist.
Also habe ich mich auf den Weg gemacht. Vom ersten Tag an habe ich jeden Tag einem anderen Menschen gewidmet. Meistens war es eine kurze Nachricht, die ich erhielt oder ein Gedanke an jemanden und diesem Menschen gehörte dieser Tag. Ich habe es nicht immer kommuniziert, aber ich vertraue auf die Energie, die sich überträgt.
Ich gehe viel in Kirchen oder an Kreuzen vorbei und ich habe viele Gelegenheiten genutzt, für viele Menschen zu beten, um Heilung zu bitten, für die Überwindung der Trauer und um Transformation ins Licht. Oft habe dabei geweint, von dieser Energie hier einfach überwältigt.
An jedem einzelnen Tag bis heute habe ich mit mir selbst gekämpft. Meine Selbstzweifel, ob ich diesen Weg schaffen kann, sind meine größten Feinde.
Obwohl andere Menschen mir sagen „hey, du bist schon so weit gekommen, warum zweifelst du so sehr, warum solltest du es nicht schaffen?“, frage ich mich jeden Tag aufs Neue, ob ich nicht lieber nach Hause fliegen sollte. Scheiss doch drauf!
Ich habe mit Roman (und der Übersetzerin Maggie) darüber geredet. Er sagte mir nur 2 Wörter: for you!
Deshalb widme ich ab jetzt jeden Tag mir selbst, ich werde für mich selbst beten. Ich werde für mich selbst bitten. Ich werde für mich selbst den Weg gehen.
Vielleicht kann ich so meine inneren Dämonen besänftigen, Zuversicht und Selbstvertrauen gewinnen.
Und dann wird am Ende genug Liebe für alle anderen da sein.
Om Om Om