Es ist Februar geworden. Draußen ist alles grau und eintönig, aber wenn ich genau schaue, sehe ich Schneeglöckchen schon ein paar Zentimeter aus der Erde schauen. Der Sturm, der für heute Nacht angemeldet ist, der durch ganz Deutschland fegen wird, kündigt sich gerade durch leichte Bewegungen in den Bäumen an.
Ich bin zur Zeit in einem nicht weit entfernten Kurort zur einer Ayurvedakur – ich werde verwöhnt mit vielen Massagen, Ölen, gesundem Essen und vor allem mit viel Ruhe. Außerdem mache ich täglich Yoga, Meditation, Sauna und Aquajogging. Was für eine wunderbare Möglichkeit des Regenerierens und Auftankens!
Und auf einmal fällt mir mein Blog wieder ein. Den ich einige Wochen nicht nur vernachlässigt, nein, auch total vergessen habe. Ich wollte mich doch regelmäßig melden und meine Weisheiten und Belanglosigkeiten von mir geben.
Woran liegt es, dass ich keine Zeit, Lust oder Inspiration hatte? Und jetzt hier, im Liegestuhl liegend in den Kurpark schauend, wieder Gedanken bekomme, die sich im Verlauf zu Ideen gestalten, mir wieder Formulierungen leicht fallen, die mir vorher nicht der Mühe wert waren…
Es ist die innere Ruhe, meine Achtsamkeit für den Augenblick. Ich wurde weggeführt von den Ablenkungen des Alltags, von dem Sinnieren über das Morgen, dem Planen und Gestalten meiner Zukunft. Ich bin auch weit weg von der Vergangenheit, dem Analysieren und Betrachten von Ereignissen. Nur das Erinnern ist geblieben.
Ich bin in der Gegenwart, im Hier und Jetzt.
Ich bin hier, ich bin jetzt, ich bin. So ham.
Ich fühle mich sauwohl.
Warum gelingt das im Alltag so schwer? Wie kann es gelingen? Was macht es leichter?
Für mich ganz persönlich ist Struktur ganz wichtig. Es geht morgens los. Wenn ich zu einer bestimmten Zeit raus muss, Termine habe, Aufgaben. Wenn mein Tag sinnhaft gestaltet ist, könnte ich auch sagen.
Wenn ich die Tage verbummele und einfach nur meine Pflichten erledige, stupide, sich wiederholend, diese Banalitäten des Lebens, für die es keinen Grund gibt, dann falle ich aus meiner Ruhe, aus meiner Mitte. Dann bin ich offen für Ablenkungen, TV, Spiele, Surfen, Frustessen und -trinken und vor allem bin ich gefährdet, wieder in die Glaskugel der Zukunft zu schauen oder alte Wäsche zu waschen, die kein Mensch mehr braucht. so bleibt kein Platz im Kopf und vor allem keine Ruhe für Kreativität.
Es ist also wichtig, den Tag, das Leben zu strukturieren. Aber halt!, werden jetzt manche sagen, ich gehe jeden Tag meinem Job nach, habe genug zu tun mit Familie und mir selbst, mein Leben ist doch strukturiert. Ich bin aber eher gestresst als zentriert und ich wünsche mir ein „in-den-Tag-hineinleben“. Dann käme ich auch mal zur Ruhe.
Vielleicht sind es die Kompromisse, die zählen. Nicht die, unter denen wir uns ständig verbiegen müssen bis in die Überforderung, sondern die, mit denen wir gut leben können, mit denen wir Dinge, die bei genauem Hinsehen doch nicht so wichtig sind, auch gut loslassen können.
Es ist vielleicht eine Standhaftigkeit, ein „zu sich stehen„, was wir brauchen, um Prioritäten zu setzen, die uns Raum lassen zum Luft holen. Zu sich selbst stehen – was ist wertvoll, was tut mir gut? Und dann kommuniziere ich das und bleibe standhaft.
Gehe ich auf eine Feier, obwohl ich lieber Spazieren gehen möchte?
Wie denke ich über meine Pflichten? Kann ich vielleicht meiner Sicht darüber eine neue Perspektive geben und diese positiv angehen. Sie müssen doch sowieso getan werden, warum dann nicht freudvoll?
Was ist mir wichtig und wie kann ich es friedvoll umsetzen?
Ich bin standhaft, ich stehe zu mir!
So wird der Raum geschaffen für innere Ruhe, Kreativität, dann gehen die Augen auf für die schönen Dinge, die uns inspirieren können und uns Flügel wachsen lassen…